UEFA-Bashing

Des Journalisten liebstes Kind, ist es Behörden oder Funktionären völlige Unfähigkeit oder Untätigkeit oder beides vorzuwerfen. So z.B. geschehen durch Johannes Aumüller in der online-SZ. Unter dem Titel
Geht doch Grillen beklagt er die vielen Platzierungen, die bereits wegen dem Vorzug des direkten Vergleichs vor der Tordifferenz feststehen. So wird Deutschland im Falle eines Unentschiedens gegen Österreich auf jeden Fall zweiter, egal wie hoch Polen gegen Kroatien gewinnen sollte, obwohl Polen und Deutschland dann punktgleich sind. Es zählt das 2:0 des direkten Vergleichs.

Dabei hätten doch Zuschauer hohe Preise bezahlt, um ein Spektakel zu sehen, aber die UEFA-Funktionäre kümmere das ja nicht, meint Herr Aumüller.

Der UEFA ans Bein zu pinkeln ist ja nicht grundsätzlich was Falsches, aber hier geschieht es wieder mal nur, um den eigenen Ruhm durch die Größe des Angegriffen zu steigern.

Richtig ist, dass es durch diese Regelung weniger Spannung am letzten Spieltag gibt. Aber falsch ist, dass es dafür keinen Grund gäbe. Nun, Herr Aumüller hat das auch nie behauptet, nur mutwillig verschwiegen, im Journalismus heißt dies dann Zuspitzen. Der Grund für die Regelung ist ein sportlicher: Häufig sind Mannschaften am letzten Spieltag der Gruppenphase vom Verhalten von Anderen abhängig, für die es um nichts mehr geht. Genau dies soll und wird damit verhindert. Wer glaubt, dies sei doch spekulativ, dem sei der Fall des 54:1 im Amateurfussball in Köln dieses Jahr in Erinnerung gerufen. Wer glaubt dies komme nur im Amateurfussball vor, dem sei das 12:0 von Borussia Mönchengladbach 1978 gegen Dortmund in Erinnerung gerufen. Am Beispiel der deutschen Gruppe: Im Falle eines Untentschieden gegen Österreich wäre Deutschland von der Motivation der bereits qualifizierten Kroaten abhängig.

Die UEFA entscheidet sich hier für die sportliche saubere Lösung – und damit gegen das Event. Gerne wird der UEFA (und der FIFA) ja gerade die Kommerzialisierung vorgeworfen. Wenn sie sich allerding im Sinne eines Sportverbandes und nicht eines Event-Veranstalters verhält, wird dies dann als fehlende Kundenorientierung bemängelt. Die ganz normale journalistische Wirlichkeitsverdrehung.

Es mag dahingestellt sein, ob Tordifferenz oder direkter Vergleich besser ist, aber so kann man das Thema jedenfalls nicht darstellen! Den Spielern der DFB-Elf scheint es ja sowiso herzlich egal zu sein. Sie haben bisher ausschließlich vom Gewinnen gesprochen.

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