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Rumpelfußball – Was ist das eigentlich?

Mittwoch, 18. Juni 2008

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Sucht man bei Google, nach „Rumpelfußball“ findet man immerhin über 6.000 Treffer – nicht schlecht für einen Neologismus der noch keine 10 Jahre alt ist. Sucht man nach einer Definition des Wortes, wird man allerdings nicht fündig. Immerhin erfährt man die englische Übersetzung, „scrappy football“. Dass die Engländer dafür einen Begriff haben, überrascht dann allerdings weniger, eher, dass es nur einen einzige gibt.

Was ist also Rumpelfussball. „Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache“, sagt Heidegger. Wie wird der Begriff denn nun gebraucht?

Rumpelfussball wird nur von großen Nationen gespielt.

Wer erinnert sich nicht an die sympathische Truppe aus Trinidad&Tobago? Reggae-Rhythmen, karibische Lebensfreude und eine 10-0-0 Taktik, mit der England und Schweden in die Verzweiflung getrieben wurde. Dagegen war Ottos Siege bei der EM 2004 derTriumph naiven Offensivfußballs.

Warum beschwerte sich aber niemand über diesen Flußball? Och, die sind doch noch so klein, die dürfen das!
Stattdessen wurde den Engländern, die praktisch permanent mit beinahe allen Spielern in der gegnerischen Hälfte standen, ihr Rumpeln vorgeworfen.

Und am Montag? Am Montag musste Österreich gewinnen und stand bei deutschem Ballbesitz 10 m hinter der Mittellinie. Von Forechecking keine Spur. Es war der Versuch einer Kopie der Taktik der Kroaten, nur fehlte ein klitze-kleines Detail, Österreich führte nicht!

Es war beruhigend zu sehen, dass die deutschen den Gegner ernst nahmen und nicht versuchten, Sesselfurzer in deutschen Wohnzimmern und ihre Pendants auf der Presse-Tribune zu UNTERHALTEN, sondern das Spiel einfach zu gewinnen. Ein leidenschaftlich stürmendes Österreich hätte ein schön konterndes Deutschland zu Folge gehabt. Österreich spielte zu Hause und brauchte am Ende sogar 2 Tore zum Weiterkommen. Und trotzdem haben sie nicht alles nach vorne geworfen. Wer ein Spiel so drehen will, wie es die Türken gegen dieTschechen getan haben, der muss auch riskieren völlig ausgekontert zu werden – wie es eben die Türken auch gemacht haben.

Bleibt das Spiel gegen Kroatien.

40% Ballbesitz
31 % Zweikämpfe
7:7 Ecken
5:5 Toren

aber 12:11 Torschüsse

Quelle: Eurosport

Ist das Rumpelfußball? Also da tut man den Kroaten sicherlich Unrecht, obwohl der Treffer zum 2:0 nun wirklich alle Vorraussetzungen erfüllt, um als Paradebeispiel eines Rumpelfußballtores durchzugehen: Eine abgefälschte Flanke geht – nein nicht ins Tor, denn dann hätte Lehmann gehalten – gegen den Pfosten, um dann dem einen kroatischen Stürmer und nicht den 2 deutschen Verteidigern genau vor die Füße zu fallen. Also Ronaldo hätt““““ den nicht besser machen können!

Natürlich hat niemanden den Kroaten Rumpelfußball vorgeworfen, aber so toll lief der Ball bei ihnen nun auch wieder nicht, abgesehen von einigen schönen Angriffen. Aber die Kroaten hatten gegen Österreich ganz schwach ausgesehen und galten bei Vielen vor allem nach dem starken deutschen Auftritt gegen Polen kaum mehr als Kanonenfutter. Das gilt aber vor allem für die Presse, vielleicht aber auch fürs deutsche Team.

Man könnte natürlich auch über planlose, lange Bälle auf die Spitzen und fehlende Kombinationssicherheit reden. Aber dafür müsste man erstmal sich an die größter Fußballweisheit aller Zeiten erinnern.

„Beim Fußballspielen verkompliziert sich alles durch das Vorhandensein der gegnerischen Mannschaft.“ (J.P. Sartre) Rumpelfußball ist nie die Leistung einer Mannschaft, sie entsteht im Wettbewerb mit einer anderen.

Nehmen wir Spiele gegen Paraguay. Wer als Favorit gegen eine solche Beton-Mannschaft antritt, der muss zwar nicht scheitern, aber wird nachher von der eigenen Presse zerrissen: England 2006 – Deutschland 2002 – Frankreich 1998
Spiele praktisch ohne Torchancen.

Aber Paraguay hat sich zum Glück nicht für die EM qualifiziert.

„Cordoba? – Ich erinner mich nicht. Tut mir leid!“

Sonntag, 15. Juni 2008

„Cordoba? – Ich erinner“ mich nicht. Tut mir leid!“ So Oliver Bierhoff auf der DFB-Pressekonferenz heute auf die Frage des ORF-Reporters. Der hat daraufhin bestimmt „I werd narrisch“ gedacht. Aber ist das jenseits des Alters von Bierhoff so verwunderlich? Schauen wir uns mal die Mythen anderer großer Fußballnationen an.

Die Engländer scheitern in Elfmeterschien gegen Portugal oder Deutschland, (oder sie werden durch die Argentinier aus dem Tunier geboxt! Und zwar gleich von der Hand Gottes) Dafür haben sie einmal zu Hause den WM-Pokal gewonnen und verklären diesen Ausrutscher bei der Heim-Wm zu einer guten alten Zeit.

Holland spielt schön, aber scheitert letzten Ende fast immer kurz vor dem Titel. Dafür haben sie 1988 Deutschland besetzt, fairerweise aber die Räder dagelassen.

Deutschland gewinnt – laut Gary Lineker. Ausserdem wurde die Bundesrublik als einziger Staat der Welt im Ausland (Bern) 5 Jahre nach der offiziellen Gründung nochmal gegründet.

Und Österreich? Na die haben 1978 in Argentinien als sie bereits ausgeschieden waren gegen eine Deutsche Elf, die ihrerseits so gut wie ausgeschieden war, verhindert, dass – ja ja ja ja – die Deutschen das Spiel um den 3. Platz erreichen! Oh man, eine Nation mit solchen Fussball-Mythen, die ist bestimmt vor dem Tor auch eiskalt und verwandelt jede noch so kleinste Torchance, oder?

P.S.: Für die ganz Korrekten: Hätte Deutschland 5:0 gewonnen und die Niederländer gegen Italien unentschieden gespielt, ja dann, aber auch nur dann hätte Deutschland noch ins Finale kommen können.

Sehr sehenswert, ist diese Dokumentation der historischen Hintergründe:
Cordoba – Wie es wirklich war