Archiv für die Kategorie „Euro 2008“

24 Mannschaften

Montag, 30. Juni 2008

Das Finale endete für die Redaktion der Print-SZ zu spät, also wird die Aufstockkung der EM auf 24 Mannschaften der Aufmacher im Sportteil. Nicht gerade ein gelungener Ersatz für die fehlende Finalberichterstattung. Der hämische Titel „Versicherung für England“ hat ja noch einen gewissen Charme, aber danach wird““s primitiv:

Ausschließlich vulgäre Kapitalismuskritik mutet die SZ ihren Lesern zu. Der sportliche Wert des Tuniers würde verwässert! Ist wirklich bei einer EM kein Platz für die Mannschaften aus England, Schottland, Irland, Dänemark, Serbien, Norwege, Bulgarien? Wir erfahren die Geschichte der EM als Geschichte der Ausweitung der Vermarktung. Kein Wort über die neuen Staaten nach der Wende und dem jugoslawischen Bürgerkrieg!

Das wirkliche Problem einer solchen Erweiterung ist der Tuniermodus: bei 24 Mannschaften sollen 4 von 6 Gruppendritte weiterkommen. Damit wird die Vorrunde entwertet, das Tunier beginnt dann erst richtig in der K.O.-Phase.

Wer 1:0 führt der stets verliert…

Montag, 30. Juni 2008

ist eine angebliche Fußballerweisheit, die diese EM völlig wiedermal auf den Kopf stellt. Bei 21 von 31 Spielen stimmte dies nicht. Nur die viermal wurde ein Spiel gedreht, von der Türkei, Deutschland und Spanien, im „Freundschaftsspiel“ gegen die Griechen. Das einzige was die Spanier von einer perfekten EM trennt, ist, dass sie gegen Italien ein Elfmeterschießen benötigten, und dass es in ihrem gedrehten Spiel um nichts mehr ging. Aber das ist Kritelei auf höchstem Niveau, denn was die Spanier geschafft haben – alle Spiele gewinnen – ist überhaupt erst einmal einer Mannschaft gelungen: 1984 den Franzosen, allerdings im eigenen Lande.

Insofern war das Endspiel nach dem 1:0 durch Torres praktisch vorentschieden. Bis zur spanischen Führung war das Spiel noch einigermaßen ausgeglichen. Zwei gefährlichen Straftraumszenen der Spanier stand ein teilweise druckvolles deutsches Pressing gegenüber, dass die Meister des Kurzpasses teilweise zu planlosen Bällen nach vorne zwang. Dannach gabs für Jogis Jungs nichts mehr zu hohlen.

Der größtenteils attraktive Fußball der fußballerisch besten EM aller Zeiten, dürfte allerdings durch die Angst in Rückstand zu geraten gefährdet sein. Wie Spiele aussehen, in denen beide Seiten dies verhindern wollen, haben dieViertelfinales Kroatien-Türkei und Spanien-Italien gezeigt.

Finale olè!

Sonntag, 29. Juni 2008

Selten hatte ein Finalteilnehmer eine solch makellose Bilanz. Häufig haben die späteren Titelträger und deren Kontrahenten Vorrundenspiele verloren, Remis gespielt, oder nach sehr schwacher Leistung nur glücklich gewonnen. Hat Deutschland also keine Chance? Doch, natürlich, wenn es in Führung geht. Schon Holland ist nach dem Rückstand gegen die Russen vom Riesen zum Zwerg geschrumpft, denn auch die Holländer hatten ihren Gala-Fußball in Führung liegend konternderweise zelebriert. Große Mannschaften drehen Spiele, nachdem sie Rückstand geraten sind. Vielleicht sind die Spanier ja einfach nur zu gut, um in Rückstand zu geraten, aber vielleicht sehen wir drei Stunden auch, dass ihnen diese Qualität fehlt. Aber wenn keiner während des Spiels in Rückstand gerät, dann wird Deutschland auch Europameister. Noch nie hat ein Team einen Titel gewonnen, wenn es zweimal innerhalb eines Tuniers ins Elfmeterschießen musste. Die Spanier haben ihr Glück also schon gegen Italien verbraucht, und gegen die Deutschen gewinnt man ein Elfmeterschießen nur, wenn bei ihnen Uli Hoeneß mitspielt.

P.S.: Deutschland wird im Elmeterschießen gewinnen!

The Winner is…

Samstag, 28. Juni 2008

Viele Zeitungen fragen gerne ihre Leser „Wer wird Europameister?“. Was erfährt man eigentlich dann darüber – etwa wer Europameister wird? Natürlich nicht, aber man erfährt etwas über die Leser der Zeitung!

Nicht ganz überraschend sieht die linke taz-Leserschaft die Deutschen am schwächsten. Wohl alte Internationalisten-Liebe, no paseran! Trotzdem liegt schwarz-rot-gold selbst hier vorne.

Ebenso die Rundschau-Leser (als Prognose-Börse)! Die rechts-konservativen Blätter Welt und FAZ haben hingegen CSU-Ergebnisse für den deutschen Titelgewinn. Soviel Zuversicht selbst bei der Linken, das ist angesichts der internationalen Wettquote auf betfair (1.64 Spanien / 2.4 Deutschland) dann doch erstaunlich. Nicht erstaunlich ist hingegen, dass die alte SED-Postille NEUES DEUTSCHLAND keine Umfrage geschaltet hat. Den Sinn von Volksbefragungen hat man in diesem politischen Spektrum ja nie verstanden.

Zum Schluss noch Revolutionäres aus England:

Dabei geht es hier gar nicht darum wer gewinnen wird, sondern wer gewinnen soll!!!

Bringt ihn Heim!

Samstag, 28. Juni 2008

Der EXPRESS auf einen wichtigen Umstand aufmerksam:

„Erst wer dreimal nacheinander oder fünfmal insgesamt den Titel gewinnt, darf den ?echten? Pokal behalten. „

Mit anderen Worten, der Wurst-Uli ist schuld, dass wir ihn nicht schon längst haben, weil er den 11er ““““76 in den Belgrader Nachthimmel jagdte. Aber zumindest ist jetzt klar, welchen EM-Song Olvier Pocher 2012 singt: „Bringt ihn endgültig Heim!“

Laufbereitschaft vom Feinsten

Freitag, 27. Juni 2008

„Das Finale wird vom Feinsten“ findet Klaus Theweleit von der taz und glaubt, dass das Führungstor der Spanier die Vertikalpass-Ideologie von Klinsmann-Löw wiederlegt:
Mit zwei, drei schnellen Spielzügen nach Balleroberung überfallartig im gegnerischen Strafraum aufzutauchen, ist nicht immer das Rezept zum Tor. Die Spanier zeigten gegen Russland, wie das modifiziert werden kann. Ihr Führungstor fiel nach 15 eigenen Ballberührungen. Der Ball war dabei nicht erobert worden, er kam vom eigenen Torwart.

Sehr schlau beobachtet Herr Theweleit, davor aber irrt er, wie so viele andere:

Gegen unterschätzte Teams (Kroatien, Türkei) war die Laufbereitschaft miserabel. Gegen das Team, wo die meisten psychischen Hemmungen bestanden – Österreich: Angst vor einer zweiten Blamage à la Cordoba – war sie immerhin mäßig….im Auftaktspiel gegen Polen war die Mannschaft läuferisch voll da. Sehr gut aber nur da, wo der Gegner klar favorisiert war: gegen Portugal.“ Das klingt zunächst auch schlau, stimmt aber nicht. Der Kernfehler dieser Analyse ist es, die Laufbereitschaft als abhängig von der Einschätzung der Stärke des Gegners zu sehen. Wie sollen wir uns das vorstellen? Poldi steht auf dem linken Flügel und könnte sich gegen die Kroaten freilaufen, denkt dann aber, „ach die Kroaten, für die wird““s schon noch reichen“? Die Laufbereitschaft hängt davon ab, wie gut man aufgestellt und „im Spiel“ ist. Wenn man glaubt sich freilaufen zu können, dann macht man das mit wenigen Ausnahmen als Fußballer auch. Genau das macht ja Fußballern Spaß, freilaufen und Tore schießen. Die Laufbereitschaft sinkt dann, wenn man keine Option sieht, wo man denn hinlaufen könnte, um angespielt zu werden. Wenn es nicht läuft, läuft man nicht. Für das man sie die Spieler verantwortlich, für das es der Trainer!

Wenn Löw also die Laufbereitschaft gegen die Kroaten bemängelt, dann kaschiert er damit, dass er gegen die Taktik von Bilic nichts in der Hand hatte. Außer mit Odonkor einen Kontorspieler in einem Spiel einzuwechseln, in dem nicht gekontert wurde. Das war schwach, aber das hat er selber zugegeben und das war stark.

Gegen die Türken lief es gar nicht rund, und Löw entschied sich nichts zu tun. Das Ergebnis gab ihm recht.

Gegen die Portungiesen hingegen hat er Scolari mit seinem Systemwechsel überrascht. Was heißt das fürs Finale?

Für Deutschland spricht, dass Spanien der Favorit ist, und offensiv spielt. Gegen Deutschland spricht, dass Spanien gerne (z.B. in der zweiten Halbzeit gegen Russland) im 4-1-4-1 spielt, dem System der Kroaten und Türken gegen Deutschland.

Die Vorraussage, dass Deutschland als „Defensivmaschine mit Kopfballwunder“ ist also wiederum ganz schön schlau, aber nicht von Theweleit, aber auch aus der taz.

Béla Réthy

Donnerstag, 26. Juni 2008

Jeder echte Fußballfan hat eine Mannschaft, die er liebt und einen Gegner, den er bis aufs Blut hasst. Manchmal kann man sich dann gemeinsam gegen den Schiedsrichter solidarisieren, immer kann man sich aber über alle Grenzen hinweg über den Kommentator aufregen.

Da ist B.R. vielleicht gar nicht schlimmer, als andere, er kommentiert halt nur wichtigere Spiele, als andere. Darum muss man sich umso mehr über ihn aufregen.

Gestern Abend war er als Radio-Reporter nach dem Bildausfall ein wenig überfordert. Macht nichts, ist ja auch nicht sein Job. Aber warum schaltet sich das ZDF nicht einfach in die laufende Hörfunkreportage rein? Weil die von der ARD ist? Es wäre schön gewesen, wenn das ZDF hier weniger Eitelkeit gezeigt hätte! Das lag mit Sicherheit nicht in Béla Réthys Noch.

Noch unsinniger war dann, dass man die Fernsehbilder des Schweizer-Fernsehens übernommen hat, aber Béla Réthy über Telefon hat kommentieren lassen. So konnte man auf Grund der unterschiedlichen Übertragungstechnik die Tore hören, bevor man sie sah.

Auf den Public-Viewing-Meilen und in lauten Kneipen mag das nicht aufgefallen sein, wer aber einen guten Ton hatte, dem ist definitiv ein wenig des Impulses eines Torjubels genommen worden. Auch hier muss sich das ZDF fragen lassen: Warum hat man nicht einfach den Schweizer Kommentator übernommen? Bild und Ton wären synchron gewesen und das Schweizerdeutsch hätte sicherlich einen hohen Unterhaltungswert gehabt und Urs Meier die eine oder andere Steilvorlage geliefert.

Schade, aber angesichts des Finaleinzuges ist das wirklich zu verkraften!

Arroganter Ballack?

Mittwoch, 25. Juni 2008

„Zwölf Minuten dauerte es gestern, bis Ballack bei seinem Auftritt erstmals den Halbfinalgegner erwähnte“, heißt es im ansonsten gar nicht so schlechten Sportteil der taz.

Zum Glück kann man ja die Pressekonferenzen live im TV verfolgen und damit den Journalisten bei der Arbeit zusehen. Wieso hat also Ballack solange von allem geredet, nur nicht von den Türken. Nun, die anwesenden Reporter hatten halt Fragen zum deutschen System, zur Verletzung von Thorsten Frings und zum sensationellen Geschwindigkeitsrekord von Ballack. Auf alle diese Fragen antwortete er langmütig, manchmal lies er auch durchblicken, für wie relevant er dies alles hält: «Statistiken sind so eine Sache. Es ist eben auch ein Ball dabei, und da ist es wichtig, dass man den trifft ? ab und zu wenigstens.»

Nun denn, nach 12 Minuten kam also die erste Frage zum Spiel bzw. dem Gegner und Ballack lächelte kurz und sagte: „Das ist jetzt die erste Frage zum Spiel, oder?“

Es ist schon äußerst verkommen und nierderträchtig diesen Kommentar Ballacks zum Frageverhalten der Journalisten als eigene Erkenntnis zu verkaufen, und dieses Frageverhalten der Journalisten dann auch noch als Beleg für Ballacks Beschäftigung mit dem Gegner zu benutzen. Pfui Teufel, Taz!

Aber wie man hier und hier und hier sehen kann, auch nicht wirklich überraschend!

Mittwoch, 25. Juni 2008

Vom Sommermärchen zum Integrationswunder?

Türkische Fahnen an Autos und Gehupe bis tief in die Nacht. Selten gab es einen Abend, der deutsche und türkische Fußball-Fans so getrennt hat. Es war der 10. Oktober 1998, und Deutschland hatte das erste EM-Qualifikationsspiel zur Endrunde in Belgien und den Niederlanden mit 1:0 gegen die Türkei verloren. Nie haben deutsche Fans wegen eines gewonnenen Qualifikationsspiels auf der Straße gefeiert – und schwarz-rot-gold war zu diesem Zeitpunkt alles andere als toleriert, geschweige denn rehabilitiert. Eine Forderung der Lehrergewerkschaft GEW zur Abschaffung des Deutschland-Liedes wäre als ernstzunehmender Diskussionsbeitrag und nicht wie bei der WM 2006 als völliger Schwachsinn angesehen worden. Während also auf der türkischen Seite die Freude über den Sieg über das Land, wo man lebt, von dem man sich nie ernstgenommen fühlte, überschäumte, mussten die deutschen Fans einen nationalen Freudentaumel über sich ergehen lassen, der ihnen selber von wehret-den-Anfängen-Mahnern diskursiv verboten wurde. Dieses Unbehagen begründet das nicht unproblematische Verhältnis deutscher  und türkischer Fußballfans. In den neunziger Jahren wurden Europapokal-Spiele deutscher Vereinsmannschaften gegen Türkische ebenso wie das Rückspiel in der EM-Qualifikation regelmäßig zu Auswärtsspielen im heimischen Stadion. Das schlimmste für die deutschen Fans war aber, dass der linke Mainstream das bei den Türken als putzige Folklore abtat, was den Deutschen mit erhobenen Zeigefinger strengstens verboten wurde. Ein Missverhältnis das noch 2002 bei der WM in Ostasien auffiel.

Dazwischen liegt fast ein Jahrzehnt, welches den Deutschen in der zweiten Hälfte eine echte Integrationsdebatte bescherte, die zwischen deutscher Leitkultur und Multikulti-Entwürfen oszillierte. Der Kampf um Begriffe in den Talkshows verdeckt allerdings, dass sich einiges, wenn nicht sogar alles verbessert hat.

Von der Gemeinschaft zur Gesellschaft

Galt die Forderung richtig Deutsch zu lernen früher als Ausdruck chauvinistischer Assimilationsforderung, so ist dies heute parteiübergreifender common sense, da dies nur noch als Voraussetzungen gesellschaftlicher Teilhabe gesehen wird, nicht als Deutschtümelei. Auf der anderen Seite wurde von rot-grün endlich die Einbürgerung erleichtert und die Nation nicht mehr über Abstammung definiert. Mit der klassischen soziologischen Differenz nach Tönnies gesprochen, wurde Deutschland endlich von der (Abstammungs-)Gemeinschaft zur (Integrations-)Gesellschaft. Eine Entwicklung, die sich auch demoskopisch in der Akzeptanz von Deutscher Staatsbürgerschaft als dem Kriterium für deutsch-sein wiederfinden lässt. Und dann sind da ja noch Klose, Poldi, Odonkor usw.

Für die WM 2006 qualifizierte sich die Türkei nicht, und man möchte fast Glauben der Weltgeist persönlich habe da seine Finger drin gehabt. Denn das deutsche Sommermärchen – die Versöhnung der Deutschen mit den Farben des demokratischen Deutschlands – konnte so ungestört von deutsch-türkischem Fahnenwettrüsten an Häuserfassaden geschehen. Im Gegenteil, Teilhabe an der Fußball-Loveparade auf den sonnenüberfluteten Straßen des WM-Sommers gab es für die Kinder der 3. Generation nur unter dem Banner ihres Wohnortes.
Versöhnung von Leitkultur und Multikulti

2008 gibt es keine Wiederholung des Sommermärchens, sondern eine Weiterentwicklung. Wer mit offenen Augen durch die Straßen der Städte geht, der muss angesichts der Flaggen schon ein sehr geschlossenes Weltbild vorweisen, um Angst vor einem nationalistischen Rausch zu empfinden. Es mag ja richtig sein, dass die Fahne – die die Revolutionäre von 1848 getragen haben – zehntausendfach abgasgrauen Mietkasernen bunte Tupfer beschert, aber eben doch nicht nur die Deutsche. Wer mit einigermaßen offenen Augen durch die Straßen 2008 geht, der kann doch eines gar nicht übersehen, den Trend zur Doppelflagge. Auf den Autos, an den Häusern und den Döner-Buden gibt es unheimlich oft binationale Beflaggung, es ist beinahe die Versöhnung von Leitkultur und Multikulti.

„Nur wenn wir uns selbst begeistern, können wir auch andere begeistern“ war der Schlüsselsatz der legendären Rede, mit der Oskar Lafontaine Rudolf Scharping auf dem Mannheimer Parteitag stürzte. Genau dies ist der Beitrag des Sommermärchens zur Integration. Man muss den Zugewanderten und ihren Kindern nicht nur zeigen, dass man sie dabei haben will, man muss auch etwas bieten können. 2001 wurde beispielsweise noch in der Taz bezüglich des Geschichtsunterrichts beklagt: „Viele türkische, griechische oder italienische Familien können sich der deutschen Schuld-Gemeinschaft, der „Tätergesellschaft“, nicht zuordnen.“ Sich gemeinsam für Ausschwitz zu schämen ist eben kein Angebot, dass man nicht ablehnen kann! Der deutsche Selbsthass und die Reduzierung der eigenen geschichtlichen Identität auf zwölf Jahre Nazi-Diktatur  war eine große Hemmschwelle für die Integration, die im Gegensatz zum alten Staatsbürgerschaftsrecht, der Integrationsbereitschaft von beiden Seiten und dem Verwechseln von  Toleranz mit Ignoranz kaum thematisiert wurde und wird.

„Wir gegen die Türken“ titelte die Bildzeitung mit lässigem Kollektivismus zum EM-Halbfinale. Doch damit textete sie gerade am Entscheidenden vorbei. Es wäre vielleicht übertrieben, aber höchst innovativ gewesen, hätte sie die alte Schlagzeile aus dem Jahr 1989 herausgehohlt: ?Wir gegen uns!? Damals waren BRD und DDR in eine Qualifikationsgruppe gelost worden, aber zu dem Spiel ist es aus bekannten Gründen nie gekommen.

Deutsche, Kauft deutschen Döner
Deutsche, kauft deutschen Döner!

Die überschätzenden Journalisten

Dienstag, 24. Juni 2008

Sollte Deutschland morgen gegen die Türkei ausscheiden, steht heute schon fest, woran es gelegen haben wird: man hat die Türken unterschätzt!

Ständig diese Frage, nach der Gefahr die Türken zu unterschätzen. Michael Ballack platze fast der Kragen auf der Pressekonferenz. Diese Frage würde ständig von AUSSEN an sie herangetragen. „Wir respektieren jeden Gegner“, konstatierte der Kapitän der deutschen Elf. Was natürlich zurecht heißt, das dies die versammelten Journalisten nicht tun. Warum diese journalistische Manie?

Es passt einfach in ein bekanntes Narrativ. Goliath unterschätzt David und wird von ihm besiegt! Dass sich Fußball mehr als fast alle anderen Ballsportarten dadurch auszeichnet, dass der auf dem Papier Schwächere Spiele gewinnen kann – egal. Was nicht passt, wird für den Diskurs passend gemacht und an bekannte Story-Strukturen angeschlossen. Es gibt einfach kein Szenario, wo der Reporter diese Frage nicht stellen würde. Glauben sie nicht?

Kennen sie noch den Namen Hoyzer? Richtig, der Schiedsrichter, der die Spiele verschoben hatte. Mittels zweier unberechtigter Elfmeter und einer Roten Karte hatte er den HSV auch nach einer schnelle 2:0 Führung gegen den Drittligisten Paderborn verlieren lassen. Wer hier den Pressebericht der dpa zum Spiel nachließt, der hat allerdings einen etwas anderen Eindruck. „Völlig verdient“ gewinnen da die Paderborner, denen der HSV „nichts entgegenzusetzen“ hat, die Elfmeter und die Roten Karte werden nicht erwähnt. Und dreimal darf man raten, welche Frage den Hamburger Spielern nach dem Spiel gestellt wurde!